Morgens ganz früh

Bei Schlafstörungen im Bett zu bleiben ist ungefähr so effektiv wie einen völlig stinkenden, überhitzten Raum nicht zu verlassen und ein langsames Ersticken zu riskieren, nur weil man fürchtet, dass es draußen zu kalt ist.

Ich laufe also los, auch um 6 Uhr oder schon früher, bin natürlich stolz, den Schweinehund überwunden zu haben, und dank guter Kleidung stellt sich auch allmählich eine hinnehmbare Betriebstemperatur ein. Also los. Alles dunkel. Irgendwo ein Licht. Der Schrei eines Vogels. Die ungewohnten Silhouetten der Bäume. Der dunkle, nur schemenhaft zu erkennende Weg (Vorsicht vor Pfützen!). Strömen die Eindrücke nicht tonnenweise auf einen ein, wie es tagsüber oft ist, werden sie in einer schwer beschreibbaren Weise viel eindrücklicher. Gleichzeitig bin ich viel mehr bei mir selbst als die meiste andere Zeit am Tag. Die Balance zwischen Anstrengung und entspanntem Laufen. Das Bemühen um Gleichmäßigkeit bei den Schritten. Den Körper spüren. Alles ist viel intensiver, gerade am dunklen Aasee.

1. Advent. Bevor die sogenannte vorweihnachtliche Stimmung auf einen eindrischt, ist es Stille und Dunkelheit, die ich spüre, mit einer Mischung aus Respekt, aus Fremdheit und einer guten Spur Romantik. Manchmal - und das in Münster - grüßt man sich sogar unterwegs. Nein, meine Schlafstörungen gehen mir nach wie vor auf die Nerven, auch wenn es besser geworden ist. Aber hätte ich sie nicht, wäre ich nie auf die Idee gekommen, morgens um 6 Uhr zu laufen. Und dann hätte ich wirklich was verpasst.

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