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Banal - oder auch nicht....

Im Internet war die letzten Tage zu lesen, ein amerikanischer Bischof habe den Papst um eine Auszeit gebeten, da er an einer Depression erkrankt sei. Nun mag das den Normen des Kirchenrechts entsprechen, aber der Anlass dieser Veröffentlichung war ein anderer: Der Bischof wollte mit dieser Veröffentlichung einen Beitrag gegen die Stigmatisierung leisten - was ohne Frage sinnvoll und nötig ist, außerhalb und innerhalb der Kirche. Denn psychische Erkrankungen haben noch immer den Beigeschmack "wenn du dich nur nicht so anstellen würdest" oder "jetzt reiß dich mal zusammen". Und die Aufforderung im Internet: "Sie gehören zum Psychiater" ist ja nun kein Ausdruck einer echten Besorgtheit um die seelische Gesundheit des anderen, sondern eine faustdicke Abwertung: "Du bist verrückt und hast mir nichts zu sagen." Das alles ist mehr oder weniger banal und bekannt, wenn es für mich nicht noch einen kirchlichen Beigeschmack hätte. Ich denke daran, wie no

Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich

Wenn an diesem 2. Adventssonntag der Traum des Jesaja (11,1-10) von einer friedlichen Welt der versöhnten Verschiedenheit verkündigt wird, dann hat man in Münster die Chance  auf ein wenig Konkretion: 20 Jahre gibt es jetzt die Queergemeinde in Münster. Neben einigen Aktivitäten versammelt sie sich, öffentlich und ohne jedes „wir-bleiben-lieber-unter-uns“ jeden zweiten Sonntag um 18:30 Uhr in der Krypta der St. Antonius-Kirche zur Eucharistie. Wer nun meint, da würde man Schlange stehen: Weit gefehlt. Es ist nur noch eine Minderheit der LGBT-Menschen (neben denen, die ohnehin zur Abendmesse kommen), die noch irgendwie einen Draht zur Kirche behalten haben, mehr ältere, einige wenige jüngere, vermutlich alle jakobisch angehaucht nach Gen 32,27: „Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich“ – wobei der erwünschte Segensspender nicht Gott ist, sondern lediglich die Kirche. Natürlich ist das kein Wunder (und all die besorgten Katholiken, die einen moralischen Dammbruch befür

Morgens ganz früh

Bei Schlafstörungen im Bett zu bleiben ist ungefähr so effektiv wie einen völlig stinkenden, überhitzten Raum nicht zu verlassen und ein langsames Ersticken zu riskieren, nur weil man fürchtet, dass es draußen zu kalt ist. Ich laufe also los, auch um 6 Uhr oder schon früher, bin natürlich stolz, den Schweinehund überwunden zu haben, und dank guter Kleidung stellt sich auch allmählich eine hinnehmbare Betriebstemperatur ein. Also los. Alles dunkel. Irgendwo ein Licht. Der Schrei eines Vogels. Die ungewohnten Silhouetten der Bäume. Der dunkle, nur schemenhaft zu erkennende Weg (Vorsicht vor Pfützen!). Strömen die Eindrücke nicht tonnenweise auf einen ein, wie es tagsüber oft ist, werden sie in einer schwer beschreibbaren Weise viel eindrücklicher. Gleichzeitig bin ich viel mehr bei mir selbst als die meiste andere Zeit am Tag. Die Balance zwischen Anstrengung und entspanntem Laufen. Das Bemühen um Gleichmäßigkeit bei den Schritten. Den Körper spüren. Alles ist viel intensiver, gerade a
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Nach einigen Jahren der Funkstille bin ich wieder als Blogger da, pünktlich zum neuen Kirchenjahr. Die Lüner Kirchenmaus ist Vergangenheit. Neue Aufgabe, neuer Blog, neue Themen, neuer Name: "Sicht-Wechsel" -  vielleicht etwas weniger ironisch als es die Kirchenmaus gewesen ist, vermutlich etwas nachdenklicher (das bringt die neue Stelle mit sich), etwas "frommer"...  mal sehen, wie  die Veränderungen in Stadt und Aufgabe mich geprägt haben. Ich lasse mich mal überraschen. Ich freue mich aufs Schreiben und auf interessierte Leser*innen.